Fazit zu Petra Hartlieb "Wenn es Frühling wird in Wien"

Im Großen und Ganzen hat mir das Buch gut gefallen. Ich muss allerdings sagen, dass ich mehr erwartet hatte. Aufgrund des Klappentextes (oh, ja, ich falle immer noch darauf rein) und der wirklich wundervollen Aufmachung (Leineinband, Ornamentik, Lesebändchen, stolzer Preis!) hatte ich mit einem literarisches  Kleinod gerechnet.
Bekommen habe ich eine nette kleine Geschichte über ein Dienstmädchen und ihren Verehrer, einen Buchhändler.

Schnitzler hätte durch jeden anderen ersetzt werden können, also jeden anderen wohlhabenden Bürger Wiens. 
Ich hätte mir gewünscht, mehr über den Haushalt und den Alltag des Schriftstellers (und Malers, übrigens) zu erfahren. 

Hinzu kommt, dass ich finde, dass die Geschichte nicht tief genug ausgearbeitet wurde. Es gibt jede Menge Konfliktpotential, das überhaupt nicht verwendet wurde. Alles löst sich sofort in Wohlgefallen auf.  

Gut fand ich die Schilderung von Oskar in der Buchhandlung, hier merkt man, dass hartlieb selbst als Buchhändlerin arbeitet und sich da wirklich Gedanken gemacht hat. Das Nachwort fand ich interessant. Auch, wenn ich nicht erkenne, wohin die Recherche von Schnitzlers Tagebüchern eine Spur hinterlassen haben soll. 

Übertrieben fand ich, dass Fanni ausgerechnet auf der Titanic sein soll. Das war meines Erachtens nicht wirklich notwendig. Diente wohl nur der Verankerung in der Zeit (also im Zeitgeschehen) und das hätte Hartlieb meines Erachtens lieber an anderer Stelle tun sollen. 

Mir war leider alles zu durchschaubar und zu offensichtlich, auch wenn ich immer weiterlesen wollte, es gab also durchaus Spannungspotential, war irgendwie  klar, was passieren würde (Sophie = schwanger, Fanni = lesbisch, etc.)