Diskussion zu "Eva schläft" von Francesca Melandri

Dies ist unsere Diskussion zu unserem BookClub am 28. November 2012 zum Buch "Eva schläft".
Das Buch spielt in Südtirol und setzt sich intensiv mit der Geschichte dieser Gegend auseinander. Uns war vorher gar nicht bekannt, dass Südtirol fast einen Status wie das Baskenland hat. Gerade das letzte Drittel des Buches ist extrem politisch. Heute sind die deutsche und italienische Sprache gleichberechtigt. Früher gab es starke Diskrepanzen zwischen Süd-Tirol und Süd-Italien. Silvio Magnono ist eine historisch verbriefte Person und wird detailliert beschrieben.

Die Zerrissenheit der Landes spiegelt sich auch in Eva wieder. Italienerin oder deutsch? Sie wird das immer wieder gefragt. Es gibt immer wieder lange Landschaftbeschreibungen, diese und alle anderen Beschreibungen sind sehr sinnlich (riechen, sehen, hören = alle Sinne werden eingesetzt). Etwas, dass uns besonders gefallen hat, war z.B. wie Vito Gerda beschreibt, dass sie immer sie Zehen übereinanderschlägt. Die Sprache ist auch in der Übersetzung besonders schön und hat uns allen gefallen.

Die intensiv beschriebene Zugreise, die km, die zurückgelegt werden, sind eng mit der Geschichte (auch der Geschichte des Landes) verbunden.
                
Es gibt viele lose Ende, die Melandri leider nicht zu Ende führt; z.B. Arbeitskampf, Geschichte Gerdas, Eva bis 11 Jahre und dann geht es erst wieder mit ca. 30 Jahren weiter; Thema Homosexualität in Bergdörfern.

Das Buch ist aus zwei unterschiedlichen Perspektiven geschrieben: einmal die Historie in der 3. Person und dann die persönliche Geschichte von Eva in der Gegenwart in der 1.Person.

Das Motto und gleichzeitig der Titel des Buches “Eva schläft” kommt immer wieder vor. Es ist wie eine Klammer um die Geschichte herum.

Interessant sind die Beziehungen zwischen Gerda und Eva, Gerda und Vito und Vito und Eva.
Es stellt sich die Frage: wie wäre die Geschichte anders verlaufen, wenn Gerda zugelassen hätte, dass Eva das Paket mit der Kassette von Vito bekommen hätte. War Gerda egoistisch in diesem Moment?
Oder hatte sie Angst vor dem Schmerz, da sie Vito wirklich geliebt hat?

Alles in allem ein interessantes Buch, dass uns eine andere Seite des Landstriches Süd-Tirol gezeigt hat und wir konnten viel dazu lernen.