Diskussion zu "The Sisters from Hardscrabble Bay / Die Hummernschwestern" von Beverly Jensen

Jensen beschreibt die Geschichte der Familie Hillock aus der Perspektive der beiden Schwestern Ada und Idella. Sie haben noch einen Bruder, dessen Sicht aber nie direkt zur Sprache kommt. Ihre Mutter starb bei der Geburt Emmas, weil vermutlich der Arzt ihr die falschen Tabletten für die Nachgeburt gegeben hatte. Bill Hillock, ein hartarbeitender Mann des Nordens, zerbricht am Tod seiner Frau, die er unendlich geliebt hatte, ja geradezu vergöttert hat. Er beginnt nach Kindermädchen zu suchen, von denen hält es jedoch keine länger aus in der kargen Gegend voller Entbehrungen. Alkohol gehört zum Bestandteil des Alltags.

 

Die drei Kinder der Familie haben unterschiedliche Arten mit dem Tode der Mutter und Situation Zuhause umzugehen: während Idella die Vernünftige wird, die versucht, sich um alles zu kümmern, beginnt Ada mit ihrem Vater und seinen Kumpanen zu trinken. Dalton wird verschlossen. Die Rollenmodelle innerhalb der Familie werden neu belegt. Emma wächst bei Verwandten auf und hat daher kaum eine Beziehung zu ihren Geschwistern

 

Ada und Dalton verbindet, trotz ihrer Unterschiede, eine besondere Beziehung. Dies ist das gesamte Buch hindurch zu spüren.

 

 

Beeindruckend ist, wie Idella das Problem in der Familie ihres Mannes Eddie löst: Eddies Mutter Jessie hat durch den Tod eines Sohnes einen großen Verlust erlitten und Eddie ist dazu “verurteilt” hier den Platz seines Bruders einzunehmen. Dies verändert ihn und auch die gesamte Familie. Hier ist gut dargestellt, wie unterschiedlich Menschen mit ihrer Trauer umgehen.

 

 

Eines der besonderen Dinge an Idella ist, dass sie Kraft in sich selbst findet, ohne Religion, ohne Glauben an ein größeres Selbst und dass, obwohl ihr Leben nicht immer leicht ist (Tod der Mutter, harte Lehrzeit, das Kümmern und die Sorge um die Schwester und nicht zuletzt die schlechte Ehe mit Eddie, der sie betrügt).

 

Die Nebenfiguren, die die Hauptdarstellerinnen immer wieder neu begleiten (z.B. George, Fred, der Junge in Idellas Laden), sind oskarreif, sie verdienen ganz sicher einen Oskar für die besten Nebendarsteller, so gut sind sie beschrieben.

 

 

Der Stil ist sehr plastisch, gute Beschreibungen; so vermeint man z.B. das Meer und das Salz in der Luft förmlich zu riechen.

 

 

Negativ ist anzumerken, dass die Katastrophen im Buch ein wenig zu vorprogrammiert sind.  Als Leser kann man leider nicht eingreifen, obwohl es mehr als offensichtlich ist, was passieren wird.

 

 

Das Buch scheint autobiographische Züge zu haben, denn verfolgt man die Familengeschichte und Namen scheint die Autorin die Tochter von Idella zu sein.

 

 

 

Unser Fazit: ein gutes, aufwühlendes Buch. Nicht einfach zu lesen, dennoch absolut lesenswert!