Diskussion zu Rachel Joyce "The unlikely pilgrimage of Harold Fry / The unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry"

Hier unser Fazit.

 

Vorab zum Inhalt des Buches:

"Harold Fry will nur kurz einen Brief einwerfen an seine frühere Kollegin Queenie Hennessy, die im Sterben liegt. Doch dann läuft er am Briefkasten vorbei und auch am Postamt, aus der Stadt hinaus und immer weiter, 87 Tage, 1000 Kilometer. Zu Fuß von Südengland bis an die schottische Grenze zu Queenies Hospiz. Eine Reise, die er jeden Tag neu beginnen muss. Für Queenie. Für seine Frau Maureen. Für seinen Sohn David. Für sich selbst. Und für uns alle."

 

Quelle: http://www.fischerverlage.de/buch/die_unwahrscheinliche_pilgerreise_des_harold_fry/9783596513154

 

Das Buch ist sprachlich auch in der Übersetzung schön.Und obwohl es auf den ersten Blick wie leichte Kost wirkt, ändert sich dieser Eindruck bald. Der einfache Plot ist in der Ausführung sehhr vielschichtig.

Wir haben uns gefragt, ob die Szenen, in denen Harolds Wanderung zum Massenphenomen wird, wirklich notwendig war. Er wird fast zu einem "Messias" stilisiert und zum Vorbild für die anderen.

Hätte seine eigene Wanderung gereicht? Die Situation mit den anderen entgleitet ihm.

Interessant ist, dass das Treffen mit Quennie nicht das bombastische Höhepunkt ist, auf den das Buch zuzusteuern scheint. Sonst eher still und leise vor sich geht.

Nicht nur Harold entwickelt sich im Laufe der Geschichte, sondern auch Maureen verändert sich zusehens. Sie finden wieder zueinander. Lernen neu miteinander zu sprechen. Besonders gut ist auch gelungen, wie Joyce ihre Beziehungsprobleme schildert.

 

Joyce schildert sehr glaubwürdig, wie Harold die Kindheit seines Sohnes so ganz anders in Erinnerung hatte, als sie in Wirklichkeit war. Durch Wulf, in dem er Züge seines Sohnes erkennt, und durch das "Prinzip" des Laufen findet Harold eine neue Annäherung an die eigene Vergangenheit. Obwohl er zunächst Symptome von Co-Abhängigkeit und in Wulf nur das Gute sehen will und blind ist für seine Schwächen.

David, Harolds Sohn, war überfordert, konnte die Erwartungen nicht erfüllen, von seiner Mutter wurde er idealissiert. Harold hat Schuldgefühle wg. seines Todes.

 

Die Beziehung zwischen ihm und Quenny ist nie amourös gewesen, sie tritt während der Geschichte in den Hintergrund. Obwohl man aufgrund des Klappentextes und zu Beginn des Buches (schließlich verlässt er Maureen, um zu Queenie zu gehen) etwas anderes glauben könnte.

 

Harold hat im Laufe seines Lebens gelernt "phänomelnal unsichtbar" zu sein, das hat gut funktioniert und er macht immer so weiter.

 

Durch Bewegung gerät der Geist in Bewegung.

 

Das Ende des Buches ist schön und stimmig.

Alles in allem ein schönes und lesenswertes Buch.

 

Hier gibt es Informationen zur Autorin.