Bayer schildert in seinem Roman “Vier Arten die Liebe zu vergessen” die Wiederbegegnung der vier Schulfreunde Michael, Thomas, Bernd und Wagner.
Sie besuchten das gleiche Internat und waren als Kinder zunächst eher Feinde als Freunde. Ihre Lehrerin Emmi schafft es die Jungen durch die Musik zu Freunden zu machen. Sie gründen eine kleine a capella Gruppe “Die Nachtigallen” und haben bald in Corinna ein eigenes Groupie.
Ihre Wege trennen sich nach der Schule, auch die Musikgruppe hält sie nicht zusammen. Jahre später treffen sie sich auf Emmis Beerdigung wieder. Michael, der sich später als Kern der Gruppe herausstellt und aus dessen Perspektive berichtet wird, ist der Musik treu geblieben und komponiert. Er hatte immer mal wieder Kontakt zu Emmi und sie stellt ihm Erin vor, in die er sich verliebt und für die er schließlich heimlich die Hits komponiert. Michael ist wohlhabend geworden mit seiner Musik. Hält sich jedoch bedeckt und gibt vor Antiquitätenhändler zu sein. Er wohnt nun in Venedig. Das Haus, so gibt er vor, gehöre einem Freund.
Spontan lädt er die drei ehemaligen Freunde zu sich ein und sie kommen tatsächlich.
Bayer erzählt nun parallel die Geschichte des Wiedersehens in Venedig und Rückblicke in die Vergangenheit durch die der Leser erfährt, wie sie Freunde wurden und was die Vier verbindet und was sie trennt. Durch das enge Zusammensein hat Bayern die Chance die Gemeinsamkeiten und Unterschiede stärker herauszuarbeiten.

Das Personal des Romans ist beschränkt. Hauptsächlich konzentriert man sich auf die vier Freunde.

Die Frauenfiguren sind meist nur eine Art “schmückendes Beiwerk” oder “Mittel zum Zweck” (für den Autoren zur Erklärung der Umstände). Dies ist nicht unbedingt negativ, auch wenn sie oft als Charaktere nicht vollständig ausgearbeitet sind, haben sie durchaus ihre Berechtigung.
Die Wichtigsten sind:
Emmi, die Lehrerin;
Erin, die irische Sängerin,
Seráfina, die geheimnisvolle schöne Nachbarin Michaels;
Corinna, Wagners Frau und ehemaliges Groupie der “Nachtigallen”. - zunächst die platonische Freundin aller vier Jungs, später Wagners Frau, dann betrügt sie Wagner mit den anderen Dreien.
Die Frauen erscheinen in Gut und Böse eingeteilt.
                       
Bayer schildert die Charaktere der Männer durch die Art wie sie ihre Beziehungen zu Frauen führen, wie sie Skat spielen, wie sie sich kleiden und sogar die Beförderungsmittel der vier Protagonisten sagen etwas über ihren Charakter aus. Michael kommt im Miet-Volvo; Thomas im Porsche Cayenne; Bernd im Mercedes und Wagner im Taxi.

Hier kurz ein paar gesammelte Beschreibungen zu den vier Hauptpersonen, sowohl aus ihrer Jugend als auch später:

Michael: neutral gekleidet - dies ist bewusst gewählt; Komponist; “Der Brave”; wirkt schüchtern, lässt sich nehmen und verlassen, wie es kommt; scheint solo, gelegentlich schläft er mit Seráfina; beim Skat leichtfertig;

Thomas: begehrbarer Kleiderschrank, teuere Garderobe; Immobilienmakler; “Dominanter Anführer”, feste Freundin, treu, gelassen; geschieden, eine Tochter, unglücklich mit der Situation; beim Skat: riskant und lauenhaft;

Bernd: extra guten Anzug im Outlet besorgt; “Schlaumeier in Konkurrenz zu Thomas”; Don Juan; Jäger&Sammler, weiß aber im Grunde nach der Eroberung mit den Frauen nichts anzufangen; später verheiratet, Kinder, betrügt seine Frau regelmäßig; beim Skat: überlegen und souverän;
                           
Wagner: Second Hand Kleidung, wirkt manchmal ungepflegt; politisch engagiert, wollte dementsprechend die Nachtigallen ausrichten; unglücklich; “Der Einfältige”; zwar immer wieder neue Freundinnen, denen aber treu; später mit Corinna verheiratet, läßt sich von ihr schlecht behandeln; beim Skat vorsichtig.

Zusammenfassung BookClub:
Ein Teil der Gruppe fand das Buch eher flach, leicht zu lesen, nicht ausgereift; es enthält zu viele Klischees, die Frauen würden zu hochgelobt. Vor allem Emmi sei nicht genug ausgearbeitet,
Die anderen fanden es zwar auch leicht zu lesen, waren aber der Meinung, es sei nicht so flach wie man auf den ersten Blick meinen könnte und alles in allem hat es Ihnen gut gefallen. Emmi ist nur Mittel zum Zweck, um das Zusammenkommen der Jungs sowie Michaels Beziehung zu Erin zu erklären / herbei zu führen.
   
Das Besondere an dem Buch ist, dass man erfährt, wie Männer Freundschaften sehen und generell “ticken”.  Sind manche Dinge einfach so, weil die Vier Männer sind? Reden Männer tatsächlich nicht über Gefühle, Persönliches so wie Frauen es tun? Und wenn sie es tun, dann eher versteckt, en passant?
Die Musik hält die vier Jungs zusammen, auch dies verbindet sie später. Warum wählt Bayer ausgerechnet Michael zum Erzähler und somit zur heimlichen Hauptperson? Hier wurde die Kritik geäußert, dass es besser gewesen wäre, die Situation aus vier unterschiedlichen Perspektiven zu schildern. So wie Bayer es zu Beginn des Romans tut.

Auf der anderen Seite ist Michael “der Gedankenleser”, aufgrund seiner Kindheit (man denkt gleich an Alice Miller “Das Drama des begabten Kindes”) ist er in der Lage sich in andere hinein zu versetzen und zu ahnen, was sie sich wünschen oder was sie fühlen. Er schient das Bindeglied zwischen den Freunden zu sein, denn sobald er sie allein in Venedig zurückläßt, fällt es Ihnen schwer miteinander zu kommunizieren und sie wissen nichts mit einander anzufangen.

Thomas wirkt im Vergleich zu den anderen Charakteren eher blaß.               

Emmi spielt zwar im Leben der Jungs eine große Rolle, dennoch wurde sie von Bayer nicht näher charakterisiert. Sie ist eher der gute Geist im Hintergrund. Auch sie wird nur aus Michael Sicht beschreiben.
                           
Alle waren sich einig, dass Bernds Tod zu seinem Leben passte. Allerdings vermittelt das Ende des Buches den Eindruck, schnell zusammen geschrieben worden zu sein, um das Buch zu beenden. Hier entfernt sich der Autor von der eigentlichen Geschichte. Ein offenes Ende wäre durchaus in Ordnung gewesen. 
           
Der Titel schient vom Autor bewusst gewählt (siehe Hinweis in der Danksagung), so dass man sich fragt: “Wer vergisst denn die Liebe auf welche Art?”
Michael: indem er der Verständnisvolle ist, gewinnt er zwar Frauen für sich, lässt sich aber aus Verlustängsten, nicht näher mit ihnen ein. Er ist eher ein Vermeider.
Thomas: indem er sich mit Alkohol betäubt, um nicht länger verletzt zu werden und die bereits bestehenden Verletzungen zu vergessen/zu verdrängen. Er ist ein Verdränger.
Bernd: indem er niemand an sich herankommen lässt, sondern statt dessen, Frauen wie Trophäen behandelt und eine nach der nächsten erobern muss. Er ist zum Jäger geworden.
Wagner: indem er sich von Corinna mit Füßen treten und demütigen lässt. Er nimmt die Rolle des Opfers ein.

Fazit: Diesmal gibt es kein wirklich einstimmiges Urteil. Das Buch hat einen einzigartigen Stil und ist leicht zu lesen, darin sind sich alle einig. Die Arbeitsweise von Michael als Komponist ist ausgezeichnet beschrieben.

Ob man das Buch lesen sollte oder nicht, hängt ganz vom eigenen Anspruch an ein Buch ab. Gute Unterhaltung ist allemal geboten und sicher auch ein kleiner Einblick in die männliche Seele.

Hier gibt es Informationen zum Autor.