Diskussion zu "Das Museum der Stille" von Ogawa Yoko

Der Aufbau Verlag fasst den Inhalt des Buches wie folgt zusammen:

"Ein junger Mann kommt in ein abgelegenes Dorf in der Provinz. Unter Anleitung einer alten Dame soll er dort ein Museum einrichten, das eine Sammlung von Alltagsgegenständen beherbergt. Alle Gegenstände wurden von der alten Dame gestohlen, um die Erinnerung an eben erst verstorbene Dorfbewohner zu bewahren. Schon bald wird er von der alten Dame gedrängt, sich selbst auf die Suche nach Erinnerungsstücken zu machen. Als dann jedoch eine junge Frau ermordet wird und man den jungen Mann am Tatort beobachtet, gerät er unter Verdacht, die Tat begangen zu haben."

Zitat aus: http://www.aufbau-verlag.de/index.php/das-museum-der-stille.html

 

Bei uns löste das Buch ganz unterschiedliche Reaktionen aus, den einen hat es sehr gut gefallen (bis auf das entwas enttäuschende Ende und der für einige etwas plätschernde Anfang), den anderen war es zu absurd, zu skuril, zu kafkaesk. Wie der Titel schon andeutet, handelt es sich nicht um ein rasentes Buch, eine Art innere ZEN Einstellung beim Lesen stellt sich ein. Die Sprache empfanden alle als schön, poetsich. Obwohl das Buch keine action-geladene Story hat, kommt keine Langeweile auf.

Erstaunlicherweise war die Tatsache, dass Ogawa ihre Protagonisten namenlos lässt nicht störend, obwohl wir dies fast erwartet hatten.  Nichtsdestotrotz hat uns das Buch mit mehr Fragen zurückgelassen als mit Antworten. Wir fragten uns, ob wir Anspielungen und Symbole vielleicht übersehen oder nicht verstehen (das Ei, das Wasser, die Büffel, das Schweigen.... ), da sie in einer anderen, nämlich der japansichen, Kultur verwurzelt sind.

 

Warum macht sie den Gärtner  zum Mörder? Ist es für die Geschichte tatsächlich so wichtig, dass der junge Mann den Mörder erkennt und entlarvt (ihn aber nicht der Polizei meldet, obwohl diese ihn selbst unter Verdacht hat - aufgrund des Messers, dass der Gärtner ihm geschenkt hat. Dieser "Konflikt" wird nie im Buch gelöst, am Ende spielen die Polizisten keine Rolle mehr.)

Warum werden die Erinnerungstücke der Ermordeten am Ende gegen die Brustwarzen getauscht, die der Mörder/Gärtner mitgenommen hat - obwohl die Stücke, die der junde Mann gesammelt hat, sehr gut passten? Um die Atmosphäre noch kafkaesker, bedrohlicher zu machen?

Warum unternimmt der junge Mann nicht schon früher einen Fluchtversuch? Die Szene des Fluchtversuches ist besonders gut geschildert, der Schnee, der verlassene Bahnhof, all das löst beim Leser ein Gefühl der Beklemmung aus, ganz so als wäre man selbst in der Situation.

Warum war ausgerechnet er der Auserwählte der alten Frau?

Welche Bedeutung hat das Schweigen der Mönche, des Fährmanns? Ist dies eine Anspielung auf Chraon, der die Seelen der Toten über den Fluss Styx fährt?  Natürlich trägt das Schweigen dazu bei, dass die Atmosphäre, in der der Held sich befindet, noch unheimlicher wirkt.

GIbt es den Bruder des jungen Mannes wirklich? was ist mit ihm passiert? warum kommen die Briefe zurück? oder sind die Aufkleber auf den Briefen gefälscht? Warum verbrennt der Gärtner die Briefe? um die Situation für den jungen Mann noch auswegloser erscheinen zu lassen?

 

Um zu diesen Fragen eine Antwort zu finden, haben wir Kontakt zu Dr. Diana Donath, einer Japanolgin aus Köln Kontakt aufgenommen.

 

Hier gibt es Informationen zur Autorin.