Ogawa Yoko

Ogawa Yoko wurde am 30. März 1962 in Okayama in Japan geboren. Ihr Familie ist shintoistisch geprägt und auf dem Grundstück, auf dem sie aufwuchs, gab es sogar einen von Ihrem Großvater geführten Schrein. Schon als Kind las sie viel, u.a. Lyrik und schrieb Märchen. Sie studierte Literatur an der Waseda Universität in Tokio, wo sie ihre Abschlussarbeit im Fach Kreatives Schreiben im Jahr 1984 einreichte. Sie ging anschließend wieder nach Okayama zurück. Hier arbeitete sie als Sekretärin im Krankenhaus. Seit 1991 ist sie Mutter eines Sohnes. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Ahiya.

 

Ihr literarisches Werk ist geprägt von Murakami Haruki, Ôe Kenzaburô und dem Tagebuch der Anne Frank. Sie gehört zu den Vertretern des "Black Romanticism". Die oft romantisch anmutenden Szenerien sind meist düster und etwas unheimlich. Ogawas Fokus liegt auf dem Verfall, der Dekadenz und der Verwahrlosung von Gebäuden und auch des Menschen, physisch und psychisch. Die Protagonisten haben zumeist keine Eigennamen, sondern werden durch ihre Berufe oder ihren Status benannt: der junge Mann, das Mädchen, die Haushälterin, der Professor etc. Sie sind auf wenige Merkmale reduziert.

Ihr Erzählstil gilt als minimalistisch, karg. Sie läßt ihren Lesern viel Freiraum zur Interpretation, für Assoziationen und Phantasien.  Auf der anderen Seite ist sie durchaus poetisch, besonders in ihren Landschafts- und Wetterbeschreibungen.  Sie schaft eine Atmosphäre, die eine besondere Mischung ist aus Einfachheit und Finesse, Naivität und Unschuld und gleichzeitig voller Grausamkeit und Gefühlskälte.

 

Quellen:

Dr. Diana Donath, Dekadenz, Morbidität und Konservierung von Erinnerung - zum Werk von Ogawa Yoko, in: NOAG 179-180, S. 255-269

Dr. Diana Donath, Black Romanticism in Postmodern Japanese Literature - The works of Ogawa Yoko, in: Aleksandra Szczechla (Hrsg), Silva Iaponicarum - Quarterly on Japanology, FASC. XXXII/XXXIII,  Posnaniae, Cracoviae, Varsoviae, SUMMER/AUTUMN 2012, SPECIAL EDITION, MURZASICHLE 2010.

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