Lena Gorelik  - "Die Listensammlerin"

Hier findet Ihr unser Fazit nach dem BookClub.

Hier schon einmal vorab zum Inhalt:

"Oft weiß Sofia nicht aus noch ein: An das Dasein als Mutter hat sie sich noch nicht gewöhnt, ihre kleine Tochter wird bald am Herzen operiert, Sofias überfürsorgliche Mutter ist mehr Last als Hilfe, und ihre alte Großmutter dämmert dement vor sich hin. Nur ihre Leidenschaft, Listen anzulegen – Listen der peinlichsten Kosenamen, der witzigsten Neurosen, der schlimmsten Restaurants etc. –, bringen ein wenig Ordnung in Sofias Leben. Da macht sie in der großmütterlichen Wohnung eine Entdeckung: eine andere Listensammlung, in vergilbte Hefte notiert, in kyrillischer Schrift – die Familie hat in den Siebzigern die Sowjetunion verlassen. Über diesen Fund stößt Sofia auf einen geheimnisvollen Onkel, von dem nie jemand sprach: Onkel Grischa, ein Querkopf und schräger Vogel, der sich im Untergrund betätigt hat, der alle in Gefahr brachte und den trotzdem alle liebten. Anhand der Listen spürt Sofia Grischas dunkler Geschichte nach und entdeckt, was die Vergangenheit für das Jetzt und für sie bedeuten kann … «Die Listensammlerin» erzählt mitreißend und mit herrlich originellen Figuren die Geschichte von Grischa und Sofia. Ein oft komischer, warmer und lebensnaher Familienroman, der gar nicht so einfache Fragen stellt: was Familie, Nähe und Fremdsein bedeuten – und wer man selber ist."


Quelle: http://www.lenagorelik.de/book/die-listensammlerin/

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Unser Fazit:

Das Buch hat zwei unterschiedliche Stimmen: einmal die von Sofia, einmal die von Grischa. Sofia in der Jetztzeit in der Bundesrepublik, Grischa in der Vergangenheit in der Sowjetunion.

Übereistimmend konnten wir sagen, dass uns der Teil von Grischa nicht nur von der Geschichte, sondern auch vom Stil und der Persönlichkeitsbeschreibung  besser gefallen hat.


Nichtsdestotrotz hat dieses Buch in der Mehrzahl nicht so gute Bewertungen bekommen.

1 x gut (hatte es allerdings als Hörbuch gehört, gelesen vonEva Meckbach), 1 x grottenschlecht und dazwischen 5 x so la-la (mal mehr die Tendenz zum "schlecht" mal weniger).


Ihr Fokus auf die beiden Hauptpersonen, sorgt dafür, dass Gorelik ihre (für den Leser interessanten9 nebenfiguren sträflich vernachlässig. Sie entwicklet Situationen und Stränge, die dann im Nichts verpuffen.Vor allem bei Sofia fallen diese Versatzstücke auf. Bedauerlich.

Grischa, der kreative Romantiker, versucht etwas zu bewegen, obwohl er zunächst mehr der Beobachter ist, der Geheimnisvolle. Er hat uns alle mehr berüht, als es Sofia tut. Was wohl vor allem daran liegt, dass sie sich distanziert, nahezu autistisch zurückzieht in ihre Listen und somit wenig identifikationsspielraum bietet,

Die Listen selbst - sowohl Grischas as auch Sofias  - fanden wir faszinierend. Tolle Idee über was man so Listen führen kann. Sofia versucht ihr Leben damit zu verstehen und zu ordnen, da ihre Mutter Anastasia ihr nur dürftge Informationen über die Vergangenheit (ink. Sofias Vater) liefert.


Interessanterweise hat das Buch dennoch eine hitzige Diskussion ausgelöst, nämlich darüber ob Grischa nun ein "egoistisches Schwein" ist, der seine ganze Familie mit seinen Kapriolen in Gefahr bringt oder ob er der einzig mutige ist, der wenigstens mal versucht etwas zu tun, um die Mißstände publik zu machen, etwas zu bewegen, im Gegensatz zu den anderen, die nur reden.


Tja, empfehlen würden die meisten von uns das Buch nicht. Hören ist auf alle Fälle besser als lesen in diesem Fall. Meckbach liest mit toller Betonung & es macht Spaß ihr zuzuhören (einziges Manko: sie spricht Anastasia falsch aus, aller anderen russischen Namen aber korrekt).